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Beate Bartlewski

Hörfunk-Autorin

Text / Moderation / Regie

Musik und Kultur

Beate Bartlewski ist freie Autorin und Moderatorin im Bereich Musik und Kultur und arbeitet u.a. für den Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, WDR 3, WDR 5, BR 2, BR Klassik und SWR 2.


aktuell


„Kein Himmel war uns zu hoch“

Eine Lange Nacht über Zelda und F. Scott Fitzgerald

Sendungen:

03.03.2023 | 0:00 – 3:00 | Deutschlandradio Kultur
03.03.2023 | 23:00 – 2:00 | Deutschlandfunk

 

Von Beate Bartlewski

Sie begegnen sich 1918 im Country Club in Montgomery, Alabama. Er ist auf der Stelle schockverliebt. Sie ist das schönste Mädchen des Südens, eine „Southern Belle“, wild und ungestüm, allen Männern den Kopf verdrehend, er ein begabter, gutaussehender junger Leutnant, überzeugt, der berühmteste und reichste Schriftsteller des Landes zu werden. Im März 1920 erscheint sein erster Roman. Eine Woche später heiraten Zelda Sayre und F. Scott Fitzgerald in New York und ein kometenhafter Aufstieg beginnt. Sie werden über Nacht zum bewunderten Glamourpaar - er zum Sprachrohr seiner Generation und sie zum Vorbild aller modernen jungen Frauen. In wilden Nächten und rauschhaften Partys geben sie ihren neuen Reichtum mit vollen Händen aus, ohne sich um das Morgen zu kümmern. Gebannt werden ihre zahlreichen Eskapaden, ihre Alkoholabstürze, ihre Streits und Versöhnungen von der Öffentlichkeit verfolgt. Das Geld zerrinnt zwischen ihren Fingern. Nichts fürchtet er mehr als Armut und Mittelmäßigkeit. Um ihren Lebensstandard zu halten schreibt er Erzählungen für die er Höchstsummen erhält. Sein einziges Thema ist Zelda, in unzähligen Variationen. Für ihn sind die Erzählungen nur ein Brotjob, er möchte Romane schreiben. Doch Zelda langweilt sich, sie möchte leben. Aber Scott kann ohne sie, ohne ihr Bild, nicht schreiben.

Sie verlegen ihren Aktionsradius nach Europa, nach Frankreich. Dort ist es billig als
Folge des ersten Weltkriegs, viele ihrer Landsleute haben es ihnen gleichgetan. Zunächst setzen sie ihren exzentrischen Lebensstil an der Riviera fort, dann in Paris, wo sie schnell zum Inner Circle um Gertrude Stein und Ernest Hemingway gehören. Längst sind beide heillos ineinander verstrickt. Sie kämpft verzweifelt um ein eigenständiges Leben, nimmt Ballettstunden und trainiert bis zu zwölf Stunden am Tag.

Der Zusammenbruch kommt fast zeitgleich mit dem Börsencrash. Zelda wird in die Psychiatrie eingeliefert, Scott ist da längst Alkoholiker. Zelda schreibt innerhalb kürzester Zeit einen Roman, bedient sich seiner Themen. Ein zermürbender Konkurrenzkampf zwischen beiden beginnt, den keiner von beiden gewinnen kann. Zelda bleibt bis zum Ende ihres Lebens mit Unterbrechungen in verschiedenen Kliniken. Scotts Erzählungen und Romane sind nicht mehr gefragt. Verarmt und krank stirbt er 1940 in Hollywood. Nach dem zweiten Weltkrieg werden seine Romane und Erzählungen wiederentdeckt und „Der große Gatsby“ zum Klassiker der Weltliteratur. Zelda hat ihren Mann um nur wenige Jahre überlebt.