Von Beate Bartlewski
Die Veröffentlichung der Erzählungen des Komponisten Sergej Prokofiew im Jahre 2012 wurde als Sensation gefeiert. Entdeckt wurden sie vor einigen Jahren vom Konzertgitarristen Lucian Plessner im
Sergej-Eisenstein-Museum in Moskau. Geschrieben hat Prokofiew die skurrilen und phantastischen Geschichten zwischen 1917 und 1921, einer Zeit fundamentaler politischer, gesellschaftlicher und
künstlerischer Umwälzungen. 1917 hatte er den Dichter der Revolution, Wladimir Majakowskij, kennengelernt, der ihm ein Jahr später das Poem “Krieg und Welt” geschenkt hat, mit der Widmung “Dem
Vorsitzenden der Musiksektion des Erdballs vom Vorsitzenden der Dichtersektion des Erdballs, Prokofjew von Majakowskij”. Da ahnte Majakowskij noch nicht, dass Prokofjew seine wilde Phase als
musikalischer Bürgerschreck gerade hinter sich gelassen hatte und im Begriff war, nach Amerika aufzubrechen. Auf dem Höhepunkt der revolutionären Ereignisse ging Prokofjew andere Wege. Er war
Zeit seines Lebens völlig unpolitisch.
Ganz anders Wladimir Majakowskij, einer der größten russischen Dichter des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer des russischen Futurismus, der mittels einer neuen Sprache die Welt verändern wollte.
Mit gewaltiger Sprachkraft erfand er Sprachbilder von bizarrer Schönheit. Hinter seinem berserkerhaften Auftreten verbarg sich jedoch ein hochsensibler, schwermütiger und genialer Künstler. Bis
zum Ende seines Lebens war er in unglücklicher Liebe der schönen, kapriziösen Lilja Brik verfallen, der er all seine Werke widmete. Einsam, krank und zermürbt von wachsenden künstlerischen und
politischen Anfeindungen, nahm er sich mit 36 Jahren das Leben.
Die Schriftstellerin Elsa Triolet, die Schwester von Lilja Brik, hatte Majakowskij als Dichter entdeckt. Er war ihre erste große Liebe, die sie jedoch an ihre große Schwester verlor. Der Schmerz
der Zurückweisung wird sie ihr Leben lang begleiten. Sie geht nach Paris, wo sie dem Dichter Louis Aragon, einer der führenden Köpfe der Surrealisten, begegnet. Louis Aragon wird zu ihrem
Majakowskij, dem Mann, mit dem sie Leben und Arbeiten teilen kann. 42 Jahre, bis zu Elsas Tod, bleiben sie unzertrennlich.
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Deutschlandfunk/Deutschlandradio Kultur
Sendetermin: 14. Dezember 2013 | 23:05 Uhr
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